Im Yinyoga bzw. In der TCM wenden wir uns im Herbst dem Element Metall zu, dem die beiden Meridiane Lunge und Dickdarm zugeordnet sind.
Wenn wir in die Natur schauen so ist der Herbst die Zeit des Loslassen und des Erntens: Langsam verliert die Natur wieder ihre Farbe und zieht sich nach Innen zurück. Und so dürfen auch wir uns wieder mehr auf uns selbst fokussieren, von der Yangenergie des Sommers, wieder mehr auf die Yinenergie besinnen. Wir dürfen Dinge loslassen, die uns belasten, sowohl auf der psychischen als auch auf der physischen Eben. Lasst uns die letzten Sonnenstrahlen sammeln und beobachten wie morgens der Nebel in den Feldern steht.
Wie der Höhepunkt des Jahres, gestaltet sich die Natur in bunten Farben, um dann leise ihr Laubkleid zu verlieren und zur Ruhe zu kommen. Die Wärme des Sommer nimmt endgültig Abschied.
Im Lebenszyklus steht der Herbst für die Reife. Wir lassen uns nicht mehr von jedem Windstoß aufwühlen und lassen die los, die uns nicht gut tun, schaffen Raum für Reflexion in uns. Die Konzentration auf das Wesentliche steht hier im Fokus.
Welche Bedeutung hat Metall?
Das Metall erzeugt das Dichte, die Struktur, die der Mensch in seinem Körper und in seinem Leben braucht, um Stabilität zu erfahren.
Dadurch, dass Metalle so leitfähig sind, werden sie zu Verbindungselementen und stehen vor allem für soziale Beziehungen und Kommunikation. Während die anderen 4 Elemente in ihrer Reinform und der Natur vorkommen, müssen Metalle erst aus den Erzen der Erde gewonnen werden und sind dadurch ein Produkt des Menschen: in diesem Sinne steht das Metall für die Fähigkeit des Menschen, über seine unmittelbare Realität hinauszuschauen.
Wenn das Metall-Element im Einklang ist, sind wir in der Lage komplexe Gedankengänge zu vollziehen, Theorien zu entwickeln, Zusammenhänge herzustellen und der Gerechtigkeitssinn ist stark ausgeprägt. Das Metall ist mobil, kann in alle Richtungen fließen, kann sich sowohl einer Gussform anpassen, spröde werden oder auch langanhaltend Struktur geben.
Auch das Thema Nähe und Distanz spielt im Metall-Element eine wichtige Rolle. Die Konzentration auf das Wesentliche spielt eine wichtige Rolle. Es bedarf des direkten Bezugs zum Leben. Gleichzeitig hilft das Element eine „gesunde“ Distanz einzunehmen, um Themen in ihrer Gänze wahrzunehmen. Bewegung und Atemübungen sind förderlich für das Metallelement, aber auch ausreichend Zeit und Raum.
Daher stellen auch Zeitdruck, Hektik, trockene Luft, tiefe Trauer, Unfähigkeit zu trauern, hoffnungslose Lebenssituationen, schleimförmige und -fördernde Nahrungsmittel eine Belastung dar.
3 Formen von Qi
Die Lunge nimmt das Atem Qi auf. Zusammen mit dem vorgeburtlichen Qi und dem Nahrungs Qi bildet es unsere Lebensenergie (im Yoga auch Prana genannt). Während das vorgeburtliche Qi unveränderlich ist können wir das Lungen Qi durch bewusste Atemtechniken und das Nahrungs Qi durch eine gute, ausgewogene Ernährung stärken.
(Ich bin keine Ernährungsexpertin, daher möchte ich an dieser Stelle auf den tollen Podcast von Sabiene Spielberg verweisen, in dem du tolle Tipps zur Metallernährung findest.)
Yinmeridian: Lunge
In der Metallpraxis stimulieren wir zum einen den Lungenmeridian, ergänzen diesen aber mit Atemtechniken und Weitung des Brustraums, um die Lungen zusätzlich zu stärken. Die Atmung ist sehr wichtig für uns Menschen und insbesondere in den westlichen Kulturen, atmen wir in der Regel zu flach und müssen daher wieder lernen tiefer zu atmen.
Der Atem steht für Annehmen und Loslassen und eine kraftvolle Atmung kann unsere Abwehrkräfte stärken.
Der Lungenmeridian lädt zu kommunikativem Austausch ein, schützt gegen Kälte und Trockenheit, beeinflusst die körpereigene Abwehr, kontrolliert die Oberfläche des Körpers und fördert die Fähigkeit sich von Gefahren abgrenzen zu können.
Störungen des Lungenmeridian machen sich vor allem durch Erkrankungen der Atemwege bemerkbar (Asthma, Bronchitis, trockener Hals, Verlust der Stimme). Ebenso können auch Durchblutungsstörungen, schwitzige Hände, Harndrang, Schulter- und Rückenschmerzen auf eine Lungenmeridianstörung zurückzuführen sein, sowie Depressive Verstimmung und Trauer.
Yangmeridian: Dickdarm
Der Dickdarm hingegen ist der Ausscheider. Um gut ausscheiden zu können, müssen wir gut loslassen können auch innerlich. Um Loslassen zu können braucht es Mut und Vertrauen. Nur wenn wir im Vertrauen sind, bringen wir den Mut auf Sprünge zu wagen.
Auf funktioneller Ebene wird im Dickdarm flüssige und feste Ausscheidung getrennt, sowie der Chlorid- und Kalium-Ionen-Haushalt reguliert. Auf psychischer Ebene ist er Assistent des Herzens. Er hilft einen klaren Geist zu bewahren, kontrolliert die Aufnahme von Gedanken und kann Probleme denkend bewältigen.
Störungen des Dickdarmmeridians machen sich vor allem durch Schmerzen oder Steifheit im Schulterbereich bemerkbar, Handgelenke, Ellbogen und Nacken. Aber auch Erkrankungen im Mund- und Rachenraums oder Durchfall können ein Anzeichen für eine Störung sein.
Auf psychischer Ebene macht sich eine Störung durch unklare Gedanken bis hin zur Verwirrung, Überempfindlichkeit und Ängstlichkeit bemerkbar.
Mein YinYogaworkshop mit ätherischen Ölen zum Herbst widmet sich genau diesen beiden Meridianen und hat einen besonderen Fokus auf die Atmung. Du kannst den Kurs nutzen, um deine Meridiane zu stimulieren und die Energie wieder zum Fließen zu bringen. Übe in deinem Tempo, dann wenn der Kalender ein Zeitfenster für dich hat, individuell und unabhängig.
Winter – Wasser
Das Wasserelement ist mein Lieblingselement im Yinyoga und gleichzeitig habe ich hier, wie die meisten von uns, den größten Bedarf an Stärkung. Denn Wasser spiegelt das große Yin wieder. Hier tauchen wir auf tiefsten ab in die Entspannung, ins Loslassen, ins Fließen. Wir ziehen uns zurück nach Innen, zumindest in der Idealvorstellung, sammeln unsere Kräfte und starten dann gestärkt im Frühling in eine neue Kraft. Zumindest in der Theorie.
In der Realität sieht es leider etwas anderes aus. Wir haben uns besonderes im Winter, meines Erachtens, am Weitesten vom natürlichen Lauf entfernt. Denn im Winter steht der Winterschlaf im Vordergrund. Die Tage sind zum Teil besonders kurz, viel Dunkelheit lädt zur Ruhe ein, aber die meisten von uns verändern ihren Tag- Nachtrhythmus nicht, da ja das elektrische Licht es uns möglich macht, auch Abends unsere Räume taghell zu erleuchten. Wir drosseln nicht unser Pensum, indem wir weniger arbeiten oder weniger Ausgehen. Die Folgen davon sind ein Gefühl von Abgeschlagenheit, Erschöpfung, Müdigkeit, Infektanfälligkeit und ein Yinmangel.
Hinzu kommt die Reizüberflutung durch die ständige Verfügbarkeit von Medien und vor allem Social Media. Der Geist bekommt ständig Futter und ist regelrecht süchtig nach Input, wir werden gleich unruhig, wenn Stille einkehrt oder auch nur das Tempo gedrosselt wird.
Dem Wasserelement ist das Organpaar Niere und Blase zugeordnet. Niere und Blase regeln nach der TCM den Wasserhaushalt, den Hormonhaushalt, das autonome Nervensystem, die Funktion der Nebennieren, der Sexualorgane und für das Nieren-Qi (auch Qing genannt). Das Nieren-Qi ist das vorgeburtliche Qi, unsere Lebenskraft, dass anders als das Atem-Qi und das Nahrungs-Qi nicht aufgestockt werden kann, dann das Nieren-Qi wird uns zur Geburt mitgegeben. Was wir aber machen können ist, die Nieren zu stärken, um das Nieren Qi möglichst lange zu erhalten. Bei Stress und starker geistiger Anspannung verbrauchen wir mehr Nierenenergie, als in entspannten Phasen.
Die Niere ist darüber hinaus maßgeblich für unseren Wärmehaushalt im Körper zuständig, um Verdauen zu können (Verdauungsfeuer) aber auch um unser Immunsystem zu unterstützen und äußere Kälte (die zu Erkältungen führt) abzuwehren. Zuviel Kälte kann sowohl Niere als auch Blase schwächen (z.B. Blasenentzündungen).
Die Blase hat die Funktion den von der Niere produzierten Urin auszuscheiden und für ein Gleichgewicht der Körperflüssigkeiten zusorgen.
Dem Wasserelement wird das Gefühl der Angst zugeordnet. Interessanter Weise findet sich auch in unserem Sprachgebrauch diese Verbindung. Sicher kennst du so Sprüche wir: Sich vor Angst in die Hose machen. Körper und Geist spielen immer zusammen. Wenn wir extremen Ängsten ausgesetzt sind, beginnen wir zu Zittern, eigentlich ein natürlicher Reflex, den wir uns aber oft im Laufe unserer Sozialisation abgewöhnt haben, denn Zittern macht Angst nach außen sichtbar. Die Folge davon ist, dass Anspannung nicht entweichen kann, sondern im Köper manifestiert wird und zu den verschiedensten Beschwerdebildern führt. Kurzfristige Angst schwächt die Blasenenergie (kennst die vielleicht, wenn du im Stress ständig auf Toilette muss), längerfristige Angst schwächt die Nieren-Energie.
Ein eindeutiges Zeichen, dass das Wasserelement im Ungleichgewicht ist, sind extreme Ängste, Menstruationsstörungen, Erschöpfung und übermäßig Müdigkeit, Beschwerden bei Wasserlassen, heiße oder kalte Füße/Beine, innere Unruhe, aber auch Schulter und Nackenbeschwerden, Rückenprobleme, Schreckhaftigkeit und Nervosität können auf eine Störung des Wasserelements hinweisen.
Der Weise nimmt sich das Wasser zum Vorbild. Das Wasser umspült alles, kommt immer ans Ziel, kämpft nicht und siegt doch. Durch die Praxis zum Wasserelement können wir lernen Wiederstände loszulassen, Altes gehen zulassen, mit dem Strom zu treiben, Vertrauen aufzubauen, eins zu werden mit unseren Bedürfnissen, unsere Wurzeln zu stärken und zu nähren. Denn die Richtung des Wassers geht nach unten und stärkt unseren Kontakt zum Boden, verwurzelt, erdet und belebt die untere Körperhälfte.
Übrigens noch etwas spannendes aus der TCM Ernährung. Neben möglichst vielen warmen Mahlzeiten (idealerweise 3x täglich) stärken vor allem Hülsenfrüchte und hier allem voran, wie der Name schon sagt, die Kidneybohne, die Nieren. Du kannst als auch durch deine Ernährung dein Wasserelement stärken.
Der Workshop zum Wasserelement hilft dich tief zu entspannen, zur Ruhe zu kommen und deine Bedürfnisse besser zu spüren. Wir stärken die Nieren und bringen das Wasserelement wieder in Balance.
Darüber hinaus empfehle ich dir zwei Bücher, die du vertiefend lesen kannst:
Wagner, Karo; Walther, Tasja: Mental Yin Yoga – Ein neues Körper- und Geistbewusstsein
Dieses Buch gibt dir eine gute Übersicht über die 5 Elemente im YinYoga mit anschaulichen Bildern und schönen, kleinen Einheiten zu dem jeweiligen Element. Es gibt eine kurze und übersichtliche Einführung und eignet isch daher sehr gut um in das Thema Yin Yoga einzusteigen. ich mag vor allem die Verbindungen mit Affirmationen.
Arend, Stefanie: Gesund durch Yin Yoga
Achtung, bei den Buchlinks handelt es sich um Affiliatelinks, d.h. ich bekomme einen kleine Bonus, wenn du über den Link das Buch bestellst. Wenn du eine Buchladen deines Vertrauen vor Ort hast, dann kauf bitte dort, um den Einzelhandel zu unterstützen. Ansonsten freue ich mich über einen Kauf über meinen Link, da du dadurch meine redaktionelle Arbeit unterstützen kannst. Ich verlinke aus persönlichen, ethischen Gründen nicht mit dem großen A.